
Strecke: Von The Old Church in Muirkirk
ins Hotel Alltshellach Onich Fort William
215km
Mein sanfter Wecker klingelt. Ich habe wieder geschlafen wie ein
Baby. Die Nacht war also super, an den kommenden Tag wollte ich eigentlich gar nicht
denken.
Zum Frühstück ging es runter in die riesige Küche. Ein großer
Holztisch war für uns liebevoll gedeckt. Auf dem urigen Herd brutzelte in einer
großen Stahlpfanne bacon and eggs, Pilze, Tomaten, baked beans, black puding und Sausage (Würstchen). Auf den Tisch standen Toast, Kaffee, Tee und selbstgemachte Marmelade.
Unser erstes englisches Frühstück. Ich
hatte schon mehrfach gehört das es vor allem aus Fett bestehen soll– und das
tat es. Aber deswegen schmeckt es wahrscheinlich auch so gut. Die Frau des
Hauses war sehr freundlich, liebenswürdig und resolut. Sie erzählte uns das sie hauptsächlich
Brotbackkurse anbietet. Es werden richtige Seminare dazu abgehalten, mit
fulltimeservice und Rundumbetreuung. Die Teilnehmer werden vom Glasgower
Flughafen abgeholt, schlafen oben in der Kirche in unseren schönen Zimmern,
schauen sich die wundervolle Umgebung an und gehen dem Hauptzweck des Seminars
nach, dem Brotbacken. Für uns Deutsche ist gutes knuspriges Brot sicher nichts Besonderes.
Das sieht aber in den restlichen Teilen Europas ganz anders aus.
Das Frühstück war sehr lecker und wir haben ordentlich
zugelangt. Dabei unterhielten wir uns weiter mit dem Ehepaar und erzählten auch
ein wenig von unserer kleinen Misere. Die Nacht in der Old Church hat mir sehr
gut gefallen. Wenn ihr einmal lernen wollt wie man lecker Brot backt...
Wir wollten aber kein Brot backen sondern weiter basteln,
die Emme zum Laufen bekommen und dann schnell weiterfahren damit wir wenigstens
halbwegs unsere geplante Tour schaffen können. Ein paar Ideen hatten wir
gestern Nacht und heute beim Frühstück schon besprochen. Ein großer
Hoffnungsschimmer war SK-Bikes, ein Motorradladen bei Hannover und eine der besten Werkstätten in Deutschland wenn es um die große MZ geht. Gestern konnten wir dort nicht anrufen da in
Deutschland Feiertag war. Heute waren die Jungs aber im Laden, wir werden sie
anrufen, unser Leid klagen und Markus wird uns ein paar Tipps geben und der Motor
brummt wieder. So hofften wir.
Old Church bei Tageslicht |
Also Moppedsachen angezogen, uns von den freundlichen
Brotbäckern verabschiedet und das Gepäck wieder auf die Maschinen gepackt. Dann
ging es in gewohnter Aufteilung zurück nach Sorn, Marc wieder beim Heiner
hintendrauf. Es sah stark nach Regen aus, aber wir wollten ja vorerst nur das
kleine Stück zur Werkstatt fahren.
In Sorn angekommen stellten wir unsere drei Motorräder
vor der Werkstatt ab, liefen zu James in die Halle und das Elend ging weiter.
James hatte schon eine ganze Weile rumgebastelt. Marc
hatte das MZ-Werkstattbuch auf USB-Stick mitgenommen. Darin hatte James sich
etwas belesen und die Einspritzung beider Zylinder geprüft – sie funktionierten beide prächtig. Wie gesagt ging
das Elend weiter, hier geschraubt, da was getestet, wir standen rum und hofften
das der Motor irgendwann vernünftig läuft. Marc rief dann bei SK-Bikes an und
erzählte von unserem Problem. Ferndiagnosen am Telefon sind immer sehr
schwierig, Markus gab uns eine Menge Tipps und gute Ratschläge. Leider alles
Sachen die wir mit James schon getestet hatten. Es bestand noch die Möglichkeit
dass das Steuergerät einen Wasserschaden erlitten hat, ist schon vorgekommen
bei anderen MZ-Treibern. Ich hatte ja eine identische MZ, also könnte man
einfach meine funktionierende Steuereinheit bei Marc einbauen und schauen ob
der Motor läuft. In mir sträubte sich allerdings alles dagegen, dann geht
mein Teil auch noch kaputt und wir fahren zu zweit wegen ausgefallenem Motorrad
nach Hause? Nö, da mach ich nicht mit! Also bauten wir Marcs Gerät aus, und steckten
es bei meiner Maschine an. Sie sprang mit der fremden Steuereinheit an und
bollerte wie gewohnt – diese Fehlerursache konnten wir ausschließen. Und selbst wenn es das gewesen wäre – eine MZ-Steuereinheit
ist schon in Deutschland sehr schwer aufzutreiben, dort in Schottland war es
unmöglich. Es wurde klar dass wir mit Marc seiner Maschine nicht weiter fahren
werden. Welche Möglichkeiten standen uns offen? Marc könnte sich ein Motorrad
leihen, aber die Leihkosten sind in UK sicher genauso extrem teuer wie bei uns,
also viel zu teuer. Oder er könnte sich über den ADAC einen Leihwagen nehmen
und mit uns die Tour als Trosswagen weiterfahren (der Gedanke gefiel mir, das
Auto hätte ein Kofferraum, und ohne Gepäck fährt sich so ein Motorrad viel
besser…). Oder er kann nach Hause fahren und wir fahren zu dritt weiter. Plötzlich
hatte James den Motor so weit das er im Stand halbwegs lief. Hoffnung keimte auf!
Er baute das Mopped wieder zusammen,
startete erneut und der Motor lief immer noch halbwegs manierlich. Geht’s jetzt
endlich weiter? Marc schnappte sich
Jacke und Helm und fuhr zur Testrunde auf die Straße. Sah so schlecht nicht aus
wie er das Stück aus Sorn rausfuhr und verschwand. Ich freute mich schon, noch
mal Glück gehabt. Leider kam er sehr schnell wieder zurück, schon von fern sah
man sein Kopfschütteln, Mist, nix war es mit weiterfahren. Der Motor lief nicht
rund und ging bei Standgas ständig aus – so kann man keine Tour von 3.000 km
fahren.
Das stundenlange Rumstehen macht auch hungrig, und so
fragten wir James ob es irgendwo ein Kaffee in Sorn gibt. Er schickte uns ein
Stück die Straße runter ins "The Country Corner". Ein kleiner Laden mit 4 Tische und
Kaffee und Sandwiches. Hier saßen wir eine Stunde und diskutierten bei Kaffee
und belegten Brötchen den weiteren Verlauf. Marc telefonierte dabei mehrfach mit
dem ADAC. Die englische Vertretung stellte sich etwas ungeschickt an, es gab
aber keine Möglichkeit direkt in Deutschland anzurufen da er immer wieder nach
England umgeleitet wurde. Marc erfuhr schließlich dass der ADAC entweder den
Heimflug oder ein Leihfahrzeug für den Rest der Tour bezahlen würde. Und
natürlich den Rücktransport der waidwunden MZ. Wenn der ADAC ein Leihfahrzeug
mit einem bestimmten Tagessatz bezahlt – wieso fragen wir James nicht ob er uns
eins seiner vielen Motorräder für den Tagessatz verleiht. Wir könnten dann die Tour normal fortsetzen,
Marc gibt das Motorrad bei der Rückfahrt wieder ab und fährt dann irgendwie zur
Fähre und dann geht’s schon irgendwie weiter nach Hause. Die Lösung all unserer
Probleme!
Wir liefen im Regen zu James zurück und fragten ihn dann
vorsichtig wie es mit einem Leihmotorrad aussieht. Hat er eins, was kostet es,
ist es zugelassen...? Nicht so einfach wenn man vorsichtig anfragen will, aber
nicht der Experte in Englisch ist und den schottischen Slang sowieso nur schwer
versteht.
James hatte zum Glück eine fahrbereite Yamaha in der Ecke stehen die zum Verkauf
stand. Wir könnten sie mieten für einen für Deutschland sehr günstigen Tagespreis
ohne Kilometerbeschränkung. Aber sie wäre nicht versichert und er müsste erst
noch bei der Versicherung und der Zulassungsstelle anrufen. Wir waren deutsche Bürokratie gewohnt, wenn
wir uns jetzt noch um die Versicherung und Zulassung und Kennzeichen kümmern
müssen sind wir doch übermorgen noch hier. Nein stimmt nicht, jetzt ist Freitagmittag,
da läuft nix mehr im Amt. Wir sind also bis Montagabend oder Dienstag noch
hier!
James wiegelte ab, das ginge hier schneller. Hoffentlich
hat er Recht! Er führte ein paar Telefonate und sagte es ginge alles seiner
Wege und wir könnten das Gepäck schon mal umbauen. Die geliehene Yamaha erwies
sich als eine 1000er Fazer Baujahr 2001, feinstes japanisches Großserienprodukt
mit seidenweichem Vergaser-Vierzylindermotor und prächtigem Gummiband-Leistungsverlauf.
Für Marc ein schrecklich langweiliges Motorrad ohne jeden Charakter, aber es
fuhr im Gegensatz zur charaktervollen Emme. Licht am Ende des Tunnels, es geht
weiter, und sogar mit vier Motorrädern! Ich hatte schon nicht mehr daran
geglaubt!
Fahrzeugwechsel - Yamaha für MZ |
Die Ersatz-MZ wird startklar gemacht |
Da wir jetzt auf den Rückruf der Versicherung warten
mussten lud uns James zu einem kleinen Imbiss in seine Küche ein. Es gab Tee mit Milch
(wir waren in Großbritannien!), selbst gebackene Kekse und mit Butter beschmierten hellen Sandkuchen
(oder etwas in der Richtung). Es schmeckte prima, der Tee und die Küche waren
schön warm und wir unterhielten uns angeregt mit James.
Wir mussten jetzt nur noch das Navi am Ersatzmopped befestigen
und den Gepäckturm von der MZ auf die Yamaha umbauen. Der Turm war recht
schnell erledigt. Das Teil auf den Soziussitz legen und mit den Gurten
abspannen. Damit der silberne Lack nicht zerkratzt wurde klebten wir alles
schön mit Tape ab. Der Navi-Umbau war etwas schwieriger. Marc hatte die
Halterung direkt an den Akku der MZ angeschlossen. Die ganze Verkabelung (ok, 1
Schalter und 4 Drähte) musste bei der Emme rausgerissen und bei der Fazer
wieder installiert werden. Während dieser
Bastelei kam James zu uns und teilte uns mit das mit Versicherung und Zulassung
alles ok sei. Wir könnten also losfahren. Ich hatte es plötzlich brandeilig. Es
war schon fast 16 Uhr und wir mussten noch ein paar hundert Kilometer durch den
Regen fahren. Aber Marc und Heiner hatten die Ruhe weg. Das Navi durfte
natürlich nicht einfach mit offenem abisoliertem Kabelende an den Pluspol
montiert werden. Nein es muss schon ein ordentlicher Kabelschuh her der dann unter
die Schraube geklemmt wird. Also erst auf James warten, nach einem Kabelschuh
fragen, den dann montieren… in mir kochte es. Als schließlich alles schön
sauber verkabelt war bedankten und verabschiedeten wir uns von James und seiner
Familie. Die Emme konnte zwar nicht repariert werden, aber alle waren sehr
freundlich und sehr hilfsbereit!
Es ging endlich weiter mit unserer Schottlandtour. Wer
weiß was noch alles passieren wird, der Start war ja mehr als holprig. Speziell
ich machte mir ernsthafte Sorgen, eine MZ war schon durch die Wassermassen
ausgefallen, ich hatte ein identisches Modell und meine blöde gelbe Störungslampe
brannte auch immer noch…
Wir fuhren in der gleichen Reihenfolge wie am Vortag. Marc
war jetzt allerdings mit einem silbernen Japaner mit knall gelben Nummernschild
unterwegs. Es ging genau Richtung Norden. Wir durchfuhren das Randgebiet von Kilmarnock, was für ein geiler Name!
Als DDR-Kind bin ich öfters beim Betrachten der Landkarte an dem Namen hängen
geblieben, ich war mir sicher das das eine ganz tolle Stadt ist die ich leider
nie besuchen kann. Beide Annahmen von damals waren falsch, Kilmarnockist eine Stadt wie viele andere auch und die Mauer ist zum Glück nur noch
Geschichte. Der Verkehr nahm zu und es ging über mehrere teilweise sehr große
Kreisverkehre. Hier hatten wir wieder das Problem mit dem Fahren zu viert und
nur der Erste weiß wo es lang geht. Einmal bin ich eine Ausfahrt zu früh
abgebogen und Sven folgte mir. Ehe wir drehen konnten waren Marc und Heiner
natürlich schon weg. Wir sind dann einfach in die von uns vermutete Richtung
gefahren und zum Glück standen die beiden ein paar hundert Meter weiter winkend
am Rand der Autobahnauffahrt.
Weiter ging es durch Glasgow. Wir mussten uns etwas
beeilen, also wählten wir den schnellsten Weg der über mehrere Autobahnkreuze
führte. Es herrschte Berufsverkehr und wir standen mehrfach in kleineren Staus.
Ab und zu regnete es.
Über Glasgow wurde der Verkehr geringer und wir verließen
bald die Autobahn. Es ging auf kleineren Landstraßen weiter Richtung Norden.
Die erste Pause |
Loch Lomond |
Braune Berge mit tiefhängenden Regenwolken |
Die Straße wurde enger und kurviger. Am
Rand standen dicke bemooste Baume – schöne Gegend. Schließlich tauchte rechts
ein großer See auf, der Loch Lomond. An einer kleinen Ausfahrt hielten wir an
um unsere erste Pause zu machen.
Danach ging es weiter Richtung Glen Coe. Die
Bäume blieben zurück, nur noch grasbedeckte felsige Hügel um uns herum. Es begann
wieder zu regnen, es wurde wesentlich kälter und durch die dichten Regenwolken
war es schon sehr dunkel.
Marc war entzückt |
Sven achtete lieber auf den Verkehr |
Vorne tauchte ein großes weißes Wohnmobil auf. Es fuhr
mit gleichbleibender Geschwindigkeit gemütlich durch die Gegend und füllte die
Straße dank seiner Größe recht zuverlässig aus. Sofortiges Überholen war deswegen
nicht möglich, also tuckerten wir ein Stück hinterher. Marc fuhr mit relativ
geringen Abstand direkt dahinter um beim nächsten geraden Stück Straße
überholen zu können. Ganz plötzlich bremste der Wohnwagen auf null runter und
blieb mitten auf der Straße stehen. Marc sah nur die riesige weiße Wand auf
sich zu rasen. Bremsen konnte er nicht, dafür war der Abstand zu kurz. Es blieb
nur ausweichen auf die Gegenspur. Er hatte zwar den Gegenverkehr beobachtet und
war sich relativ sicher das gerade kein Fahrzeug entgegen kommt, aber zwischen relativ
sicher und 100% sicher ist ein verdammt großer Unterschied wenn das Leben davon
abhängt. Er hatte also die Wahl zwischen sicheren Einschlag ins weiße Elend vor
ihm oder ausweichen auf die zu 99% freie Gegenspur. Er entschied sich für
letztere Möglichkeit und diesmal hatte er Glück – die Straße war frei und er
kam unbeschadet an dem Wohnwagen vorbei. Dessen Fahrer hatte wohl irgendetwas Sehenswertes
in der Landschaft entdeckt und ist einfach auf die Bremse gestiegen. Schade das
Marc keinen 40tonner fuhr, die Camper lassen sich damit bequem wie eine
Hutschachtel zusammenfalten. Die Kombination zu geringer Abstand mit anschließender
Flucht in den Gegenverkehr sollte mir aber auch noch gelingen.
Nach dem Schreck ging es weiter bei Regen, Kälte und
Dunkelheit durch die bergige Landschaft. Hoffentlich bekommen wir direkt hinter
Glen Coe schnell ein Hotel wo wir unser
nasses Zeug ausziehen und uns aufwärmen können.
Ich fuhr als Dritter und langsam vergrößerte Sven hinter mir den Abstand
immer mehr bis er nicht mehr zu sehen war. Am Anfang hatte ich mir nichts dabei
gedacht und meinen Abstand zum Vordermann gehalten. Schließlich ist es mir doch
komisch vorgekommen und ich wurde langsamer. Sven überholte uns dann und wir
hielten kurz an. Er hatte große Probleme mit dem Seitenwind und derbe
Vorderradrutscher und konnte unser Tempo nicht mehr mitfahren. Es ging also
etwas langsamer weiter.
Bei Dunkelheit, Regen und geschätzten 5°C fuhren wir
durch das Tal Glen Coe, viel gesehen haben wir nicht. Es hat mich aber zu
dem Zeitpunkt auch nicht wirklich interessiert, mir war kalt, meine Klamotten
waren außen nass und ich war müde. Ich wollte nur in ein warmes Hotelzimmer und
mich unter eine heiße Dusche stellen.
Meine MZ war jetzt das Motorrad mit dem kleinsten Tank
und für den Rest der Tour bestimmte ich die Tankstopps. Jetzt leuchtete bei mir
die zweite gelbe Lampe auf- die Reserve war erreicht und die nächste Tanke
gehört mir. Hinter Glen Coe wurde es wieder heller und links erschien eine Tankstelle, die war aber
geschlossen. Also noch ein paar Kilometer weiter zur nächsten Tankstelle. Unterwegs
sahen wir links ein Hotel. Wir hielten an und fragten nach einem Platz zum
Schlafen, sie waren aber ausgebucht. Die zweite Tankstelle hatte zum Glück
geöffnet und wir tankten alle voll und kauften uns noch ein wenig Nervennahrung
(Süßkram). Auf dem Weg zur zweiten Tankstelle
sind wir an einem größeren Ort vorbeigekommen, da muss es doch noch ein Hotel
oder B&B geben. Also drehten wir um und fuhren zurück. Wir fragten mehrfach
nach einer Unterkunft, aber alles war ausgebucht. Und der nächste größere Ort
war ein ganzes Stück entfernt von hier. Das war genau die Situation die wir
nicht erleben wollten. Deshalb hatten wir die Hotels schon vor ein paar Wochen
gebucht. Aber das Gejammer hilft ja nichts, wir mussten weitersuchen. Kurz bevor wir aus dem Ort wieder rausfuhren
wendeten wir. Statt Letzter war ich plötzlich Erster, und am nächsten Abzweig
fuhr ich einfach rechts rein. Hinter ein paar Bäumen tauchte ein großer
Parkplatz auf hinter dem sich ein stattliches Gebäude erhob. Sah wie ein
Hotel aus, und sicher keins von der billigen Sorte. Aber den Punkt wo uns das
störte hatten wir schon vor ner Stunde überschritten, also rein und fragen ob
noch Zimmer frei sind.
Wir stellten unsere Maschinen direkt vor dem Eingang ab,
Sven und Marc blieben draußen und Heiner und ich gingen ins Hotel um zu fragen.
Das Innere des Hotels war genau so wie man sich ein altes britisches Hotel
vorstellt, Holzvertäfelung soweit das Auge reicht, Plüschmöbel, dicker Plüschteppich,
Klischee pur. Heiner und ich waren total nass und tropften den schönen Teppich
voll. Das störte aber niemanden – ist man hier wohl gewöhnt. Wir fanden nach einigen Suchen die Rezeption
in einem Hinterzimmer. Die taffe Lady dort erklärte uns das 2 Doppelzimmer kein
Problem sind. Der Preis inklusives Frühstück war vernünftig und nach zweimal Kreditkarteneinstecken war
die Unterkunft für die Nacht geklärt. Ich dachte an mein nasses Motorrad und
fragte nach einer Möglichkeit die Motorräder irgendwo unterzustellen. Sie
hätten kein Vordach wo wir sie unterstellen können erklärte mir die Lady. Aber
sie haben Trockenräume für unsere Kleidung – wenigstens etwas!
Wieder raus zu
Marc und Sven, die frohe Kunde verkünden und das Gepäck abladen. Mit diesem schwer
bepackt ging es tropfend zurück ins Hotel. Wir mussten durch einen Seitenflügel
und dann ein Stockwerk hoch hatte die taffe Lady uns erklärt. Ich drücke die
große Holztür zu dem Seitenflügel auf und befand mich plötzlich in einer
surrealen Szene. In dem Traum aus Holz und Plüsch saßen ein dutzend britischer
Rentner, Frauen und Männer in feiner Kleidung. In der Mitte saß eine Dame auf
einem Sessel, ein weißer Laptop auf ihren Schoß aus dem klassische Musik erscholl.
Wir sind gerade mitten in eine Vorführung geplatzt und alles schaut mich an.
Ich stocke kurz und weiß vor Schreck nicht was ich machen soll. Aber wir müssen
ja hier durch, also ein knappes Nicken in die Runde und durch. Und meine
Kohorte schwerbepackter tropfnasser teutonischer Biker folgt mir auf dem Fuße.
Seltsame Geschichte.
Alltshellach-Hotel |
Inneneinrichtung im Stil der 1950er? |
Die Zimmer waren klasse, trocken und warm, und die Dusche
war heiß! Wir brachten unser nasses Zeug in eine Holzhütte neben dem Hotel. Dort
waren viele Haken und Kleiderbügel angebracht und mehrere Heizlüfter heizten
ordentlich ein. In der Nacht würde unser Zeug sicher trocken werden. Abendessen gab es in dem Hotel leider nicht
mehr, die Küche war schon geschlossen. Aber der Notvorrat an Schokoriegel war
genau für den Fall vorgesehen und er erfüllte seinen Zweck.
Die Bar hatte zum Glück noch geöffnet. Die Testreihe „schottischer
Whisky“ konnte also weiter gehen und wir nahmen drei neue Exemplare unter die
Lupe. Als die Testerei beendet war ging es ab aufs Zimmer, unseren
wohlverdienten Erholungsschlaf genießen.
Der Tag hatte sehr gut angefangen mit dem Frühstück in
der alten Kirche, war dann wieder ein Hängen und Würgen in der Werkstatt, und
ging dann weiter mit dem Lichtstreif am Horizont in Form einer silbernen
Yamaha. Die Fahrt durch Glasgow Richtung Loch Lomond war interessant aber recht
nass. Und der letzte Teil in Dunkelheit und Regen durch Glen Coe und die anschließende
Hotelsuche war einfach nur unschön (das Wort mit Sch.. verkneif ich mir), hat
aber zum Glück ein gutes Ende gefunden.
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